Bericht von der ersten Vollversammlung des Katholilkenrates seit Ausbruch der Corona-Pandemie 

SCHMOCHTITZ. „Statt darauf zu hoffen, dass wir nach Corona wieder dahin zurückkehren, wo wir vorher waren, sollten wir besser aus dieser Krise lernen – die Erfahrungen auswerten, einordnen und in die Zukunft mitnehmen”, davon ist Martina Breyer, die Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Dresden-Meißen, überzeugt. Ihr Jahresbericht auf der Herbstvollversammlung des Rates im Bildungsgut St. Benno in Schmochtitz war geprägt vom ungewöhnlichen Jahr 2020 – nahm zu Beginn des Jahres etwa der Synodale Weg, der Reformprozess in der katholischen Kirche, erstmals Fahrt auf, standen kirchliches und gesellschaftliches Leben ab Mitte März coronabedingt für Wochen und Monate still. “Ein herzliches Vergelt’s Gott gilt all denen, die sich trotzdem in der Corona-Zeit für ihre Mitmenschen eingesetzt haben”, so Breyer weiter. 

Bereits der Auftakt der ersten Tagung der Kirchenvolksvertretung seit einem Jahr stand im Zeichen der Pandemie: Bischof Heinrich Timmerevers diskutierte mit dem Rat aktuelle Fragen und Probleme. Bei aller Sorge um die Gläubigen und allen praktischen Fragen zu Hygienekonzepten und Gottesdienst-Besucherzahlen erlebte er die Zeit im Frühjahr auch als spirituelle Erfahrung: “Ich habe so viel für mein Bistum gebetet wie noch nie”. Aber auch der Stand des Synodalen Weges sowie Fragen zu den nahezu abgeschlossenen Pfarreineugründungen im Bistum und das Thema sexueller und spiritueller Missbrauch kamen zur Sprache. 

Dass es weiter gehen muss mit kirchlichem Leben in den Gemeinden, aber auch in die Gesellschaft hineinwirkend, darüber herrschte auf der Vollversammlung Einigkeit. Was dabei zu beachten ist, führte Professor Eberhard Tiefensee in einem Vortrag zur “Ökumene der dritten Art”, also mit der mehrheitlich säkularen Welt um die christliche Minderheit herum, aus: “Die Frage darf nicht länger lauten: ‘Wie kommen die Menschen zu uns’, sondern ‘Wie kommen wir zu den Menschen?’”

Aktuell wichtigstes Moment zur Mitgestaltung des kirchlichen Lebens in den Gemeinden und Pfarreien sind die bevorstehenden Rätewahlen. Hier ruft der Katholikenrat das Kirchenvolk in Sachsen und Ostthüringen zur regen Teilnahme auf – aktiv als Kandidat*innen für die Kirchenvorstände und Ortskirchenräte, natürlich aber auch durch den Gang an die Wahlurne. Mit einem Aufruf und einer Handreichung für mögliche Kandidat*innen-Vorstellungsrunden wendet sich der Rat auch unmittelbar vor den Wahlen an die Gläubigen überall im Bistum. 

Zentrales Projekt des Katholikenrates nach außen, also in die Gesellschaft hineinwirkend, ist die im September ausgerufene “Allianz für die Schöpfung”. “Das Interesse an dieser Selbstverpflichtung zu einem nachhaltigeren Lebensstil im Sinne der Papstenzyklika ‘Laudato Si’ stößt auf viel Beachtung, auch und gerade über die vertrauten katholischen Kreise hinaus,” freut sich Stephanie Hauk, Geschäftsführerin des Rates. Alle Informationen zu den Beitrittsmöglichkeiten zu dieser Allianz sowie eine Liste der Unterzeichner*innen finden sich auf der jüngst überarbeiteten Internetseite des Gremiums, www.katholikenrat-dresden-meissen.de

Bereits vor Beginn der Tagung ehrte der Vorstand des Katholikenrates auf dem Nikolaifriedhof in Bautzen an dessen Grab den ehemaligen Bischof von Meißen, Otto Spülbeck, der vor 50 Jahren verstarb. “Als Teilnehmer beim Zweiten Vatikanischen Konzil und als Initiator der Meißener Synode war Bischof Otto zeitlebens um die Verheutigung der Kirche bemüht – ihn trieben Themen und Fragen um, die bis heute für uns als Kirchenvolk relevant sind”, so Martina Breyer.

Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen (früher: Diözesanrat) ist die demokratisch gewählte und anerkannte Vertretung des Kirchenvolkes und repräsentiert die katholischen Frauen und Männer aus den Pfarreien, Verbänden und Initiativen Sachsens und Ostthüringens. Die nächste Vollversammlung des Gremiums ist für den 16. und 17. April 2021 in Schmochtitz geplant.

Hoffnungsvoll durch die Krise