Katholikenrat diskutiert in Schmochtitz über die Rolle von Christinnen und Christen in der Demokratie — auch mit Debatten auf dem “SachsenSofa”
SCHMOCHTITZ. Als Reaktion auf den verheerenden Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel hat sich der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen gemeinsam mit Bischof Heinrich Timmerevers an alle Menschen jüdischen Glaubens in Sachsen und Ostthüringen gewandt: “Mit größter Sorge beobachten wir bereits seit längerem, dass der Antisemitismus in Deutschland und somit auch in unserer Region wieder zunimmt. Jüdisches Leben ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft – ohne Wenn und Aber.” In dem Schreiben, das die Kirchenvolksvertretung auf ihrer Herbstvollversammlung in Schmochtitz verabschiedet hat, heißt es weiter: “Antisemitische Ressentiments und Handlungen aller Art lehnen wir ab und widersprechen ihnen entschieden. Als Jüdinnen und Juden sind Sie unsere älteren Geschwister im Glauben. Wie Sie – und mit Ihnen – bitten und beten wir um Frieden” (vollständiger Wortlaut des Statements siehe unten).
Schwerpunktthema der Ratsversammlung war der Zustand der Demokratie in unserem Land und die Rolle von Christinnen und Christen in ihr. Auf dem eigens nach Schmochtitz gebrachten “SachsenSofa” der christlichen Akademien in Sachsen diskutierten Franziska Schubert, die Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, der Bürgermeister von Heidenau, Jürgen Opitz (CDU), und Alexander Marguier, der Chefredakteur des Politikmagazins Cicero, über aktuelle Anfragen an die Demokratie: das schwindende Vertrauen der Menschen, die Mühen konkreter kommunal- und regionalpolitischer Arbeit, die sich verändernde Parteienlandschaft und die Schwierigkeit, Menschen für politisches Engagement zu begeistern (SachsenSofa-Talk bei YouTube in voller Länge).
Auch in Workshops und Kleingruppengesprächen tauschten sich die Ratsmitglieder aus. Wie christliche Gemeinden konkret in der Gesellschaft aktiv werden können, besprachen sie zum Beispiel mit Bettina Westfeld, der Präsidentin der Landessynode der evangelischen Landeskirche Sachsen, die als Gast die gesamte Herbstvollversammlung begleitete.
Konkretes gesellschaftliches Engagement stand gegen Ende der Tagung im Mittelpunkt. Mit großer Mehrheit entschied der Rat, den Volksantrag “Gemeinsam für Bildungszeit” zu unterstützen. Dieser wirbt darum, eine Arbeitnehmerfreistellung für Bildung in Sachsen einzuführen. In 14 anderen Bundesländern gibt es diese Möglichkeit bereits. Ratsvorsitzende Martina Breyer: “Eine Freistellung würde Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ermöglichen, sich über berufsspezifisches Wissen hinaus weiterzubilden – auf sozialen oder werteorientierten Feldern etwa. Vor allem stärken sie durch Fortbildung ihr ehrenamtliches Engagement. Ein Gewinn fürs Gemeinwohl!” Viele sächsische Verbände und Gewerkschaften unterstützen das Anliegen bereits, darunter auch die Caritas und die Malteser. Der Katholikenrat lädt nun die Menschen in den Pfarreien, Gremien und Gruppen im Bistum Dresden-Meißen ein, den Volksantrag zu unterzeichnen und für das Anliegen zu werben.
Der Katholikenrat im Bistum Dresden-Meißen ist die demokratisch gewählte und anerkannte Vertretung des Kirchenvolkes und repräsentiert die katholischen Frauen und Männer aus den Pfarreien, Verbänden und Initiativen Sachsens und Ostthüringens. Die nächste Vollversammlung des Gremiums ist für den 23. März 2024 in Schmiedeberg geplant.
Solidaritätsadresse des Katholikenrates und des Bischofs von Dresden-Meißen an die Menschen jüdischen Glaubens in Sachsen und Ostthüringen
Schmochtitz/Dresden, 21. Oktober 2023
In diesen so schweren Tagen ist es uns ein besonderes Anliegen, Ihnen, den Menschen jüdischen Glaubens hier in Sachsen und Ostthüringen, unsere Solidarität zu versichern.
Mit größter Sorge beobachten wir bereits seit längerem, dass der Antisemitismus in Deutschland und somit auch in unserer Region wieder zunimmt. Jüdisches Leben ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft – ohne Wenn und Aber. Antisemitische Ressentiments und Handlungen aller Art lehnen wir ab und widersprechen ihnen entschieden.
Als Jüdinnen und Juden sind Sie unsere älteren Geschwister im Glauben. Wie Sie – und mit Ihnen – bitten und beten wir um Frieden.
In tiefer Verbundenheit grüßen Sie
die katholischen Christinnen und Christen in Sachsen und Ostthüringen,
vertreten durch den Katholikenrat und den Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers.